Elmar Schäfer im Interview
Dieses Interview führte Andreas Knechtges und ist zuerst in der Dorfschelle Bad Bodendorf (4/2023) erschienen:
Dieses Interview führte Andreas Knechtges und ist zuerst in der Dorfschelle Bad Bodendorf (4/2023) erschienen:
Hallo Elmar, vielen Dank, dass du dich für dieses kleine Interview bereit erklärt hast.
ES : Es freut mich, rund um meine Mannschaft ein paar Themen zu beleuchten, die neben Toren, Punkten und Tabellenständen nicht so oft im Fokus stehen.
Am ersten Dezemberwochenende ging das Fußballjahr für die erste Mannschaft des SC Bad Bodendorf zu Ende. Rückblickend- wie lautet dein Fazit aus Trainersicht?
ES: Ich blicke durchweg positiv auf das Fußballjahr 2023 zurück. Auch wenn wir bis Mai ´23 den Meister und Aufsteiger DJK Müllenbach nicht mehr in Bedrängnis bringen konnten, war Platz 2 ein erfolgreicher Abschluss der vorausgegangenen Saison. In der laufenden Spielzeit behaupten wir uns aktuell in der Spitzengruppe der Liga und auch im Kreispokal sind wir noch (unter den letzten acht Teams) vertreten. Genauso wichtig ist aber die Stimmung und das Miteinander in der Truppe. Da ist über Monate tatsächlich etwas zusammengewachsen.
Mit dem Gewinn der Herbstmeisterschaft untermauerte das Team den Status im Favoritenkreis, der einerseits sowohl eigener Anspruch, aber andererseits auch Anspruchshaltung von außen ist. War dies nach der erfolgreichen letzten Saison in Kombination mit den hochkarätigen Neuzugängen im Sommer ein Selbstläufer?
ES: So etwas ist meines Erachtens nie ein Selbstläufer. Eine Favoritenrolle ist schnell ausgesprochen und zugeordnet. Die große Kunst ist es, ihr fortlaufend gerecht zu werden. Berufliche Veränderungen von Spielern, Verletzungssorgen oder auch Unstimmigkeiten innerhalb der Mannschaft können einen Favoriten schnell straucheln lassen.
Womit bist du im Verlauf der Halbserie besonders zufrieden gewesen?
ES: Neben dem sportlichen Abschneiden, was sich in Zahlen schnell ableiten lässt, ist es de Tatsache, dass unsere Jungs mit wenigen Ausnahmen am Spieltag konzentriert waren und regelmäßig die notwendige Einstellung an den Tag gelegt haben. Zum anderen durften wir vom letzten Winter bis jetzt zahlreiche Neuzugänge bei uns begrüßen. Deren Integration hat hervorragend funktioniert, wobei es sicher von Vorteil war, dass die meisten eine Bodendorfer Vergangenheit haben.
In welchem Bereich siehst du hingegen im Kader noch am meisten Steigerungspotenzial, damit wir bis zuletzt oben dabeibleiben?
ES: Ich würde mir mehr Kontinuität auf unseren zentralen Offensivpositionen wünschen. Es ist natürlich von Vorteil, wenn man variieren kann. Aber aufgrund von Verletzungen, Krankheit und auch im Zusammenhang mit Urlauben waren wir öfter zu Umstellungen gezwungen, als uns lieb war.
Du bist nun in Deinem siebten Jahr in Bad Bodendorf und nach deiner Anfangszeit mit einem festen, aber immer älter werdenden Kader , hat das Team in den vergangenen zwei Jahren einen deutlichen Umbruch und Verjüngungsprozess durchgemacht. Wie begleitet man als Trainer einen solchen Personalwechsel, der ja auch immer mit neuen Rollen- und Hierarchieverteilungen einher geht?
ES: Jede Mannschaft braucht auf Dauer Veränderungen. Als Trainer freut man sich nimmer auf und über Neuzugänge, vor allem, wenn absehbar ist, dass die Qualität der Mannschaft gesteigert wird und gute Charaktere hinzukommen. Als im Winter 22/23 jedoch sechs neue Spieler zu uns kamen, waren alle Beteiligten froh über diese Entwicklung aber gleichzeitig auch etwas angespannt. Man stellte sich die Frage, ob danach nicht auch Unruhe und Unzufriedenheit in einem groß gewordenen Kader vorprogrammiert sind. Diese Zweifel bestätigten sich aber zum Glück nicht.
Neben dem Kader hat sich auch im Umfeld und in der Infrastruktur viel getan. Als du in Bad Bodendorf angetreten bist, haben wir noch auf dem altehrwürdigen Ascheplatz gekickt. Wie siehst du die Entwicklung des Vereins auch abseits des fußballerischen Tagesgeschäfts?
ES: Ich finde, der SCB befindet sich in einem guten Fahrwasser. Der Kunstrasenplatz ist nach all den Jahren auf Asche selbstverständlich ein Meilenstein. Die Beseitigung der Flutfolgen wurde und wird hervorragend vorangetrieben. Es ist beachtlich, mit welcher Akribie und Ausdauer die Verantwortlichen (vor allem im Vorstand) dort am Ball bleiben. Und auch die Anstrengungen im Jugendbereich mit der Durchgängigkeit von den Bambinis bis zur A-Jugend bewerte ich positiv.
Wie war für dich persönlich nach der Flutkatastrophe die Rückkehr auf den heimischen Sportplatz in Bad Bodendorf und was glaubst du welchen Einfluss der Umzug von Bad Breisig zurück nach Bad Bodendorf auf das Team hatte?
ES: Zunächst muss man festhalten, dass wir in Bad Breisig sehr gut aufgenommen wurden. Auch wenn unsere Trainingseinheiten erst um 20.30 Uhr beginnen konnten, gab es organisatorisch nie Probleme. Natürlich haben wir uns dort nicht ganz so wohl gefühlt wie am Bodendorfer Platz. Nicht zuletzt litten ja auch die Besucherzahlen bei unseren „Heimspielen“. Am Ende dieser Nomadenzeitmerkte man auch den Unmut im Team. Jeder sehnte sich wieder nach der gewohnten Trainings- und Spielstätte. Björn Fiege, unser Mannschaftskapitän, prägte in dieser Zeit den Satz: „Es ist egal, wo Du hinguckst, in Breisig ist alles so weit weg.“
Seit nunmehr 2007, dem Jahr, in dem das Iphone auf den Markt gekommen ist, bist du als Trainer in der Kreis- und zwischenzeitlich auch Bezirksliga aktiv. Damals wurde das IPhone grade eingeführt und es dauerte noch ein wenig bis zur Verbreitung. Wie hat sich deine Arbeit als Amateurtrainer in den vergangenen Jahren verändert? Was sind die hier markantesten Beispiele?
ES: Was die eigentliche Trainingsarbeit oder auch die Spieltage betrifft, hat sich so viel gar nicht geändert. Die Begleitumstände sind andere. Dabei ist das IPhone ein gutes Stichwort. Sprachmitteilungen und Textnachrichten, die das Organisatorische betreffen, haben immer weiter zugenommen, mit allen Vor- und Nachteilen. Trainerlehrgänge werden mittlerweile teilweise online absolviert. Das waren vor Jahren reine Präsenzveranstaltungen. Aber auch die Trainingsinhalte werden anspruchsvoller. Man merkt, dass viele Spieler heutzutage im Jugendbereich schon besser ausgebildet wurden. Die kommen mit einer anderen Erwartungshaltung auf den Platz als vor 15 oder 20 Jahren. Auch wenn wir vieles kritisch betrachten, so entwickeln sich einige Dinge ausgesprochen positiv. Einen spielenden Co-Trainer (Jonas Jaber) und einen Torwart-Trainer (Roland Herrscher) hatte ich nebst Betreuer (Marc -Andre Gräf) über Jahre nicht an meiner Seite.
Hast du eine Vorstellung über deine persönliche Zukunft als Fußballtrainer? Verfolgst du hier einen längerfristigen Plan oder denkst du von Saison zu Saison? Wird man dich auch in zehn oder gar zwanzig Jahren noch an der Seitenlinie coachen sehen, sofern du fit und gesund bleibst?
ES: Um ehrlich zu sein, habe ich meine Trainertätigkeit nie langfristig geplant. So bin ich selbst überrascht, mich nun schon seit fast 17 Jahren an der Seitenlinie vieler Sportplätze zu bewegen. Noch packt es mich, mit jungen Leuten an der schönsten Nebensache der Welt zu arbeiten. In zehn Jahren noch als Trainer tätig zu sein, kann ich mir nicht richtig vorstellen. Bereits jetzt bin ich in der Regel doch schon älter als die Trainer unserer Gegner. Und nachdem sich Union Berlin von Urs Fischer getrennt hat, gibt es in der Bundesliga nur noch Christian Streich von Freiburg, der älter als ich ist. ☺
Zum Abschluss bedanke ich mich für das Interview. Es hat wie immer Spaß gemacht mit dir über Fußball zu sprechen und sich austauschen. Ich wünsche dir einen ruhigen Jahresausklang ohne Fußball, schöne Weihnachtstage und einen guten Start ins neue Jahr. Dann sehen wir uns wieder auf dem Fußballplatz.
ES: Das kann und möchte ich genauso zurückgeben. Danke für gute und interessante Fragen.
Autor
Michael Schüller
Abteilungsleiter "Öffentlichkeitsarbeit"; Spieler 2. Mannschaft